Materialkunde für Anfänger
Wenn wir in der Materialkunde / Stoffkunde von "Stoff" sprechen, ist eigentlich eine textile Fläche gemeint. Eine textile Fläche kann zum Beipiel ein gewebter Baumwollstoff sein, eine gestrickte Maschenware oder eine Vlieseinlage. Zu den ersten beiden (Baumwollstoff und gestrickte Maschenware) würden die meisten wahrscheinlich "Stoff" sagen. Eine Vlieseinlage oder Filz bezeichnen die wenigsten als Stoff. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, das sich die Materialkunde mit textilen Flächen beschäftigt (und nicht nur mit Stoffen).
Textile Flächen können aus unterschiedlichen Materialien (z. B. Baumwolle, Seide, Chemiefaser) hergestellt werden.
Außerdem können sie auf verschiedene Weisen entstehen:
a) Gewebe: entsteht durch die Verkreuzung von Kett- und Schußfäden
b) Maschenware: kann aus einem oder mehreren Fäden gestrickt (eine Nadel bewegt sich) oder gewirkt (mehrere Nadeln bewegen sich) werden
c) Faserverbundstoffe: hier wird ein Faservlies mit unterschiedlichen Techniken verfestigt (z. B. verschweißt, vernadelt)
Fertige textile Flächen können außerdem auch noch mit verschiedenen Methoden und Prozessen veredelt und ausgerüstet werden:
a) Anti-Pilling-Ausrüstung (Verhindert Knötchenbildung)
b) Bügelfrei-Ausrüstung
c) wasserabeweisende Oberfläche
d) fleckenabweisende Oberfläche
uvm.
Daher ist es nur verständlich, das sich textile Flächen unterschiedlich verhalten und verschiedene Eigenschaften haben. So verhält sich ein Baumwollgewebe in einer Leinwandbindung ganz anders als ein gestrickter Baumwolljersey.
Je mehr du dich also in der Materialkunde auskennst, desto eher wirst du dich trauen mit verschiedenen "Stoffen" zu experimentieren. Mit dem entsprechenden Fachwissen kannst du problemlos die passenden Materialien für deine Nährojekte aussuchen. Im Kurs Materialkunde gibt es nicht nur zahlreiche Videos zu theoretischen Inhalten, sondern auch wir analysieren auch verschiedene textile Flächen im Detail. Ausserdem findest du ein umfangreiches Workbook mit Detailfotos. Und als Bonus zeige ich dir, wie Brennproben von Materialien durchgeführt werden. Du kannst auf Youtube mal einen Blick in den Kurs werfen - Blick in den Kurs.
1. Stoffauswahl: Das Herzstück deines Nähprojekts
Die Auswahl des richtigen Stoffes ist entscheidend für den Erfolg deines Nähprojekts. Hier sind einige Tipps, um dir bei der Auswahl zu helfen:
- Verstehe, welche Faktoren eine textile Fläche beeinflussen:
1. die Faserart: z.B. Baumwolle (natürliche Faser) oder Polyamid (Chemiefaser)
2. die Herstellungsart: gewebt oder gestrickt?
3. Veredelung / Ausrüstung: Bügelfrei oder Anti-Pilling
Jede textile Fläche hat also eigene Eigenschaften, wie z. B.Waschverhalten, Schiebefestigkeit, Elastizität, Gewicht und Pflegehinweise, die du berücksichtigen solltest. Frage dich immer: Welche Anforderungen muss der "Stoff" für dein Nöhprojekt erfüllen? - Projektbezogene Auswahl: Wähle den Stoff basierend auf dem Projekt. Leichte Stoffe wie Baumwollbatist eignen sich für Sommerkleidung, während dickerer Denim ideal für robuste Taschen ist.
- Farben und Muster: Bedenke, wie Farben und Muster mit deinem Projekt harmonieren. Einige Muster können für Anfänger schwieriger zu verarbeiten sein (Karo, kleine Streifen), besonders wenn es um das Ausrichten beim Zuschnitt von Streifen oder Karos geht.
- Stoffqualität: Investiere in gute Stoffqualität, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Gute Qualität bedeutet nicht immer einen höherer Preis, suche nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Prüfe die Stoffe im Geschäft:
- wie ist der Fall / Griff
- ist der Stoff verzogen / das Muster schief
- gibt es Verfärbungen / Fehler
2. Verständnis für Stoffeigenschaften: So meisterst du verschiedene Materialien
Um mit verschiedenen Stoffen erfolgreich zu arbeiten, ist es wichtig, ihre einzigartigen Eigenschaften zu verstehen:
- Dehnbarkeit und Stabilität: Einige Stoffe, wie Jersey, sind dehnbar und erfordern eine andere Behandlung als stabile Stoffe wie Leinen. Passe auch deine Einlage an den Stoff bzw. an den Verwendungszweck an.
- Pflege und Vorbereitung: Vor dem Nähen solltest du den Stoff entsprechend den Pflegehinweisen vorbehandeln, z. B. durch Waschen oder Bügeln. Dies verhindert, dass das fertige Produkt später einläuft oder seine Form verliert.
- Zuschneiden und Nähen: Der Umgang mit verschiedenen Stoffen erfordert unterschiedliche Techniken beim Zuschneiden und Nähen. Zum Beispiel benötigen rutschige Stoffe (Seide, Viskose) oft ein schärferes Schneidewerkzeug und eine feinere Nadel.
- Experimentieren und Lernen: Scheue dich nicht davor, mit verschiedenen Stoffen zu experimentieren. Jedes Material hat seine Herausforderungen, und durch Ausprobieren wirst du deine Fähigkeiten erweitern.
Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte wirst du sicherstellen, dass du die richtigen Stoffe für deine Projekte auswählst und effektiv mit ihnen arbeitest. Mit jedem neuen Stoff, den du ausprobierst, wirst du wertvolle Erfahrungen sammeln, die deine Nähkünste bereichern.